Oje, was für ein Wochenende. Hatte schon die letzten Tage gemerkt, dass irgendetwas nicht so richtig lief wie sonst. Dauernd stand irgendwo ein Putzeimer rum, dabei hatte ich doch gar nichts gemacht. Hatte doch alles was zu erledigen war, so wie ich es jetzt immer mache, auf unseren Spaziergängen gemacht. Viel gebuddelt hatte ich im Garten auch nicht und auch keine Blümchen mit Erdbekleidung oder eine Ladung Rindenmulch mit ins Haus gebracht. Nein, hatte ich wirklich nicht! Will doch von Frauchen keine Ansage bekommen. Warum aber dann überall Putzeimer? Zum Spielen ist auch kaum noch richtig Zeit, dabei versuche ich schon dauernd meine Püppchen zu bringen. Habe schon meine ganze Spielkiste ausgeräumt aber mich versteht ja derzeit keiner. Wenigsten bekomme ich meinen Napf pünktlich gefüllt und für den Spaziergang ist etwas Zeit. Das kann man als edles Pudelkind ja wohl auch verlangen! Bin doch erst fünf Monate alt.

Im Wohnzimmer hat Frauchen nun schon zweimal die große Scheibe von der großen Schiebetür zur Terrasse  geputzt und in der Küche auch. Ich würde daran immer meine Nase platt drücken, meinte sie. Na und? Wenn da doch immer noch so einer vor der Scheibe steht, der so aussieht wie ich und nicht verschwindet. Selbst wenn ich wütend werde, mit den Pfoten kratze oder belle, verschwindet der nicht. Soll sie sich doch darum kümmern, dass der mir nicht immer alles nachmacht und einfach mal abhaut. Feige ist der nämlich auch. Sobald Frauchen mir die Schiebetür zur Terrasse oder die Küchentür öffnet, ist der sofort weg und nicht mehr zu sehen. Kaum bin ich wieder im Haus und die Türen wieder zu, steht der wieder da. Komisch ist , dass der dort nur am Abend, wenn es schon etwas dunkel ist erscheint. Weiß wirklich nicht was das soll! Frauchen lacht mich immer aus und meint, es wäre mein Spiegelbild. Was ist das? Keine Ahnung, sehe nur immer den blöden Typen hinter der Scheibe!

Heute der Höhepunkt.
Man hatte mir schon seit Tagen erzählt, dass ich für die Feiertage fein gemacht werden müsste. Fein gemacht? Werde doch jeden Tag fein gemacht. Morgens werden mir die Zähne geputzt und danach mit Kamm und Bürste meine Wolle gründlich bearbeitet. Sehe nie wie der Lumpi vom Gassigang  aus, bin immer fein! Und überhaupt, was sind Feiertage?

Seit gestern weiß ich was Frauchen meinte.
Man, war das anstrengend. Erst wurde ich in den Duschraum geschleppt und dort mal wieder gebadet. Habe ich ja noch über mich ergehen lassen. Dann wurde ich auf den Tisch gestellt und meine Wolle getrocknet, gekämmt und gebürstet. Ging auch noch, hatte ich  alles schon einmal mitgemacht. Doch dann kam Frauchen wieder mit der Schere und dieser roten Höllenmaschine, die ich gar nicht mag. Stellt euch mal vor, mähte die mir meine ganze schöne Babywolle ab. Nee, das ging nun gar nicht! Hatte Frauchen zwar schon einmal versucht aber doch nicht so rabiat.
Habe mich natürlich dagegen gewehrt und bin immer wieder auf dem Tisch hin und her gelaufen. Auch habe ich Frauchen ganz viele Küsschen gegeben. Nützte aber alles nichts, die gab nicht auf. Vom Tisch konnte ich nicht springen, sie hatte mich nämlich vorsichtshalber an einem Sicherheitsgurt festgemacht. Kannte die wohl alles schon.

Irgendwann war sie durch mein Gezappel dann aber fix und fertig und hörte endlich auf an meiner Wolle herum zu schnippeln. Viel war davon ja eh nicht mehr übrig. Frauchen hatte sie mit ihrer blöden Schere schon fast halbiert und den hungrigen Sauger damit gefüttert. Zum Glück hatte sie vorher wenigstens noch ein Foto von mir mit meiner schönen Babywolle gemacht.

Sah ich jetzt etwa fein aus?
Frauchen meinte, sie sei noch nicht fertig doch im Moment sei es erst einmal genug, wäre sonst zu anstrengend für mich. Nachher würde es in die zweite Runde gehen. Lachend fügte sie noch hinzu, sie hätte an mir jetzt eine völlig neue Pudelfrisur kreiert und nannte diese: „Rattenfraß und Zappelphilip“.
Oh, wie gemein! Leider hat sie davon kein Foto gemacht.

Schien ihr aber egal zu sein, wie ich jetzt aussah, mir allerdings auch. Ich war nur noch froh von diesem verdammten Tisch zu kommen, um endlich auf mein Kuschelkissen zu flüchten. Vorher musste ich aber noch dringend Pipi machen. Also bin ich schnell in den Garten. So etwas frische Luft tat nach der ganzen Quälerei wirklich gut. Unter einem der Bäume entdeckten meine wachen Äugelchen dann aber ein herrlich, frisch duftendes, weiches "Parfumhäufchen". Ich war entzückt! Als ich gerade ganz andächtig dabei war mir damit genüsslich meine Ohren zu parfümieren, sah ich aus dem Augenwinkel mein Frauchen. Oje, das Geschrei von der hättet ihr mal hören sollen, ich war richtig erschrocken! Was danach folgte, kann man sich denken. Ich war nämlich schneller wieder in diesem Duschraum unter der Dusche sowie auf dem Schertisch und wieder unter dem Blower, als mir lieb war.

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Die Sonne blinzelt schwach zwischen den Bäumen hervor und etwas kalt war es zudem. Viel zu kalt für die Jahreszeit, wie Frauchen meinte. Ich blicke nur mal kurz aus dem warmen Federplüsch meiner Kuschelhöhle hervor und versuchte mich dann in die entspannende Rückenlage zu drehen, um nach dem
opulenten Mittagsbarf noch etwas zu chillen. Plötzlich dieses bekannte Geräusch. Die Steuermarke und das silbernes Herz mit meinem Namen und der Telefonnummer, welche beide an meinem Halsband an der Garderobe hingen, klimperten  aneinander.  Aha, Frauchen holte Halsband, Geschirr und Leine. Eigentlich sollte jetzt Freude aufkommen, denn scheinbar geht es Gassi. Vorsichtig strecke ich meinen Kopf aus der Kuschelhöhle. Lust zum Aufstehen habe ich irgendwie heute keine. Nun ja, der lange Tag gestern beim großen Hundetreff war ja auch anstrengend und steckte mir immer noch in den Pfoten. Bin doch auch erst fünfeinhalb Monate alt.

Frauchen hatte schon zweimal gerufen, als ich sah, dass sie sich ihr Gassi Outfit anzog. Gelangweilt quälte ich mich aus meiner Kuschelhöhle, streckte mich erst einmal kräftig nach vorn und dann weit nach hinten und lief  in die Küche, um einen Schluck vom frischen Kraneberger aus meinem Napf zu schlabbern.
Nachdem ich gebürstet und gekämmt worden war, ließ ich mir geduldig mein Geschirr anlegen und den warmen  roten Mantel anziehen, der meinen Rücken, Bauch und Nieren wärmen sollte. Mal schnell in den Park, an jedem Bäumchen die Pipizeitung lesen und dann wieder zurück in die warme gemütliche Kuschelhöhle, dachte ich.  Doch es kam anders. Frauchen verfrachtete mich auf dem Rücksitz von ihrem Brummbrumm auf dem sie schon meine rote Decke ausgebreitet hatte. Weil ich mich in dem Sicherheitstresor, der verhassten Kennelkiste immer so aufregte, schnallte sie mich heute überall auf dem Rücksitz fest und los ging es.
Erstaunt schaute ich denn die Strecke kam mir sehr bekannt vor. Ging es wieder zu dem Weißkittel der mich erst kürzlich so gepiekt und mir vor einigen Wochen, als ich mal Dünnpfiff hatte, sogar mit dem Fiebertermometer in meinem Popo rumgefummelt hatte? Bloß nicht!
Schnell schaltete ich meine Jammermusik ein und jaulte mein Klagelied. Doch das Brummbrumm fuhr zu meiner Erleichterung am Haus von dem Weißkittel vorbei und bog plötzlich ab. Interessiert schauend, wo es denn nun hin ging, stellte ich mich auf meine Hinterpfoten und stützte mich mit den Vorderpfoten festhaltend am Fensterrahmen vom Rücksitz ab. So konnte ich natürlich auch alles viel besser sehen. Fallen konnte ich eh nicht, ich war viel zu fest angeschnallt und alles war zusätzlich noch mit so einem Sicherheitsmonstrum schützend verankert. Also konnte ich bei einem Bremsmanöver auch keinen Abflug in den Fußraum machen.

Komisch, die ganze Gegend kannte ich noch gar nicht! Schnell vergaß ich zu jammern und schaute interessiert, wie die vielen Häuser und Bäume an uns vorbei flitzten, als das Brummbrumm plötzlich anhielt. So viele Bäume und große Wiesen, wie ich sie dort sah, hatte ich noch nie gesehen und mitten drin auch noch ein See, worauf weiße und braune Viecher schwammen, die sich lautstark unterhielten und mir mit ihrem Geschnatter ziemlich auf den Geist gingen.

Mir kribbelte es schon mächtig in den Pfoten, irgendwie mussten diese Schnattertypen doch zu jagen sein. Als wir ein Stück gelaufen waren, setzte ich zum Spurt auf die Viecher an, landete aber bäuchlings mit der Schnauze zuerst auf einem ziemlich nassen, glitschigen Holzbalken der halb aus dem Wasser ragte. A U T S C H ! Frauchen hatte die  lange Leine aber auch zu fest im Griff und erklärte mir dann auch noch, dass man die Viecher nicht jagen dürfe, was mich aber nicht interessierte.
Erschrocken von meinem missglückten Angriffsversuch hoben einige der Schnattertypen sofort aus dem Wasser ab, um wenige Meter weiter wieder zum Landeanflug auf dem Wasser, welches kräftig nach allen Seiten spritzte, aufzusetzen.

Ziemlich frustriert über meine misslungene Aktion lief ich, wenn auch brummelnd, erst einmal brav weiter. Schnüffelte mal hier und schnüffelte mal da. Überall roch es gut. Ein Eichhörnchen, welches gerade an einen der vielen Bäume hinauf flitze und dem ich interessiert nachschaute, riss mich kurz aus meinen Jagdgedanken.

Die nächste Rundung vom See war schon in Sicht, als ich noch einmal mein Glück versuchte. Mit dem Karnickel in meinem Garten funktionierte das doch schließlich auch. Was ich mir aber auch einfallen ließ, nichts klappte, die Leine war zu stramm. Frauchen ließ einfach nicht locker und mit strengen Worten verbot sie mir dann noch einmal mich mit dem Federvieh anzulegen.

Beleidigt legte ich gerade meine Ohren an, als einer der großen weißen Viecher, welches vermutlich der Boss war, plötzlich seine langen weißen Flügel drohend ausbreitete und aufgewühlt schreiend über das Wasser direkt auf mich zu spurtete. Blitzschnell schaltete ich den Rückwärtsgang ein und verkroch mich vorsichtshalber schützend hinter mein Frauchen. Er schaffte es aber dann doch nicht an Land zu kommen, weil Frauchen ihm sofort mit einem kleinen Ast, welcher am Wegesrand gelegen hatte, wedelnd eine kräftige Ansage machte und so zog er meckernd wieder davon. Ich aber war darüber so sehr erschrocken, dass ich es jetzt lieber vorzog den Spaziergang brav mit Frauchen fortzusetzten obwohl ich diese Viecher, die mir mit ihrem Geschnatter so auf den Geist gingen, zu gern einmal gejagt hätte.

Welch‘ ein schöner, wenn auch aufregender Spaziergang.

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Es war ein langer sonniger Tag. Bei diesem herrlichen Wetter war Frauchen mit mir zum gemütlichen Gartenkaffee eingeladen, wo man sich freute mich zu sehen und nichts dagegen hatte, dass ich mich dort nach Lust und Laune austobte. Es gab rund um die vielen Büsche und Beete viel zu schnüffeln und zwischendurch Leckerchen für mich. Interessant fand ich besonders die kleine Katze, die zum Haus gehörte, die mit mir aber nicht spielen wollte. Immer wenn ich zu sehr in ihre Nähe kam, machte sie einen Buckel und zischte mich böse an. Als ich sie zum Spielen und Rennen animieren wollte, sprang sie einfach auf einen Baum und blieb da sitzen. So sehr ich mich auch bemühte, Freundschaft war mit der nicht zu schließen. Sollte sie doch da auf dem Baum sitzen bleiben, wir wollten ja sowieso noch eine Runde Gassi gehen, was wir etwas später auch taten.

Wir waren noch nicht lange unterwegs, als ich schon von weitem meinen Bruder sah, der mit seinen Zweibeinern dort ebenfalls Gassi ging. Während sich die Zweibeiner und auch mich freudig begrüßten, sprang mir mein Bruder gleich böse knurrend und mit aufgerissener Schnauze in den Rücken. Puh, welch‘ eine Begrüßung! Was hatte ich ihm getan, dass er mich so unfreundlich begrüßte und seine Schnauze so weit und so laut knurrend aufriss? Nur weil er eine knappe Stunde älter ist als ich, muss er doch nicht gleich eine solche Show abziehen! Des Rätsels Lösung war aber ganz einfach. Sein Frauchen und Herrchen hatten mich wohl etwas zu lieb begrüßt, worauf er mal wieder mit seiner gewohnten Eifersucht reagierte, seine Wut an mir ausließ und weiter auslassen wollte. Dass er dafür von seinem Herrchen eine deftige Ansage erhielt, machte ihn dann erst recht wütig. Das konnte ich mir nicht gefallen lassen und so habe ich mich natürlich sofort gewehrt und versucht ihn auf meine Art von mir fern zu halten und ihm knurrend auch mal meine Zähne gezeigt. Das aber hatte zur Folge, dass ich nun von meinem Frauchen eine Ansage erhielt und wir danach beide auf Distanz gehalten wurden.

Irgendwann kommt der uns ja mal wieder besuchen, wenn seine Zweibeiner lange arbeiten müssen. Dann werde ich nicht mehr geduldig zusehen, wie er sich mit meinen Kauknochen vergnügt. Wenn der eifersüchtige Kampfpudel mir noch einmal so böse knurrend in den Rücken springt und mir in meine Wolle am Hals beißen will, dann erlebt der was, das habe ich mir vorgenommen, bei mir zu Hause habe ich nämlich das Sagen!

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Er war wieder da, mein Bruder. Einfach so zu Besuch. Sicher hatte er vorher von seinen Zweibeinern gesagt bekommen, wie er sich zu benehmen hat, denn er knurrte mich zum ersten Mal nicht an, er freute sich sogar mich zu sehen und spielte ganz lieb mit mir.
Wir rasten im Garten durch und unter den Büschen her, spielten zusammen fangen,  jagten das Karnickel über den Zaun auf die Wiese zum Nachbarn und buddelten da Löcher, wo wir es eigentlich nicht sollten. Unser schönes weißes Haarkleid  nahm dabei langsam einen anderen Farbton an. Unsere Pfoten und Beine waren schwarz wie die Nacht  und der Rest unseres Haarkleides, war von dem stark herum fliegenden und überall aufwirbelnden Pollenstaub der vielen Fichten und Kiefern, gelb eingepudert. Hätte der BVB 09 in Dortmund neue Maskottchen für seinen Verein gesucht, wir hätten mit Sicherheit den Zuschlag bekommen, denn mit deren schwarz-gelben Maskottchen, der Vereinsbiene Emma, konnten wir locker konkurrieren.

So blieb es dann aber nicht aus, dass wir beide zur großen Wäsche unter die Dusche in den Scherraum gelockt wurden. Stand zwar schon länger auf dem Terminkalender unserer Zweibeiner aber nicht für heute.
Mein Bruder musste zuerst zur gründlichen Reinigung unter die warme Dusche und durfte hinterher, wenn auch terminlich etwas verfrüht, gleich noch Bekanntschaft mit der Schere und der Schermaschine machen. Warum sollte es ihm auch anders ergehen, als mir? Das Wellness Vorprogramm mit baden, blowern und bürsten schien ihm ja, wie auch das Ausscheren seiner Pfötchen noch sichtlich gefallen zu haben - aber dann! -

Man, hat der sich angestellt! Mit einem unbändigen Kraftakt versuchte er ständig unsere Zweibeiner mit seinen messerscharfen Mausezähnchen zu tätowieren. Wie kann man sich bloß so anstellen und woher nahm er noch so viel Kraft, wo wir doch so getobt hatten?
Ob der sich vorher etwas eingeworfen hatte?

Was ist denn so schlimm daran, wenn einem etwas Wolle abgeschoren wird und man zusätzlich noch das Gesichtchen ausrasiert bekommt? Lasse ich mir doch auch alles gefallen, tut doch alles gar nicht weh! Na ja, die kleine neue Maschine für das Gesicht summt und kitzelt zwar etwas aber die ist doch ganz leise und nicht so laut wie die rote Höllenmaschine.
Vielleicht hatte er aber auch, nachdem er bei unseren so liebevollen Zieheltern als Baby ausgezogen war, eine unglückliche Erfahrung bei seiner ersten Schur gemacht, als er noch bei seinem Vorbesitzer wohnte. Man weiß es nicht! Zu seinem jetzigen Frauchen und Herrchen, die ihn abgöttisch lieben, kam er nämlich erst viel später.
Auch wenn unsere Zweibeiner nach seinen Tätowierattaken ihre Hausapotheke etwas plündern mussten, sah er zum Schluss dann doch noch einigermaßen manierlich aus. Er aber war fix und fertig und hatte danach absolut keine Lust mehr sich mit mir zu keilen oder mit mir zu spielen. Noch nicht einmal ein Leckerchen wollte er mehr. War auch gut so, hatte ich wenigstens eines mehr.

Einige Tage später hat er uns dann ganz stolz etwas von seinem feuchten Fotoshooting im Park präsentiert, was in einer Regenpause stattgefunden hatte. Muss schon sagen, hat er wirklich gut gemacht! Sitzt da so lieb und brav auf dem Baumstumpf und in den Frühlingsblumen, als ob er kein Wässerchen trüben könnte, dabei hat der es faustdick hinter den Pudelohren. Na ja, weiß aber außer unseren Zweibeinern und mir eh niemand.

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Ach, was hat sich mein Frauchen gestern gefreut, als ich ihr eines meiner noch verbliebenen Mausezähnchen geschenkt habe. Hatte ich gut abgepasst, denn sie hatte Geburtstag und ich wurde am gleichen Tage ein halbes Jahr alt. Natürlich durfte jeder der Gratulanten nicht nur mich sondern auch mein tolles Geschenk gebührend bewundern.
Wie jung/alt Frauchen geworden ist, weiß ich nicht. Der Bürgermeister war jedenfalls noch nicht unter den Gratulanten.

Sechs "Trophäen“ hätte sie nun von mir, erzählte sie allen voller Stolz. Na ja, viel mehr werden es wohl auch nicht mehr werden. Habe nur noch die beiden oberen Fangzähnchen aus meinem Welpengebiss  zu vergeben. Die meisten Milchzähnchen habe ich eh verschluckt. Wusste doch nicht, dass sie sich über ein Mausezähnchen von mir so freuen kann. Ein Stück von meinem edlen "Elfenbein" hatte ich ihr neulich mal auf ihr Kopfkissen gelegt, hat sie wohl auch gefunden.

Apropos Kopfkissen. Heute Mittag haben Frauchen und ich auf der Couch im Wohnzimmer wieder ganz toll gekuschelt. Machen wir beide oft. Ich liebe die Couch, worauf meist eine Decke liegt und wo man zudem noch so schön rauf und runter springen und aus dem großen Fenster schauen kann. Ist sehr vorteilhaft besonders, wenn es draußen mal wieder so stürmt oder regnet. Zusammen sind wir diesmal aber auf der Couch eingeschlafen. So ein kuschelig, kraulendes  Mittagsschläfchen in Frauchens Arm ist einfach himmlisch!

Bin dann aber vor meinem Frauchen wieder wach geworden und habe mir etwas zum Spielen gesucht. Auf dem Tisch vor der Couch lag ganz verführerisch noch die halbvolle Tüte mit den Leckerchen. Habe natürlich nicht lange überlegt und sie mir schnell gemopst, bevor Frauchen sie wieder in ihrem Leckerchentresor verschwinden lässt. Auf den Tisch klettern darf ich eigentlich nicht. Hatte es schon einmal versucht von der Couch aus darauf zu klettern aber da hat Frauchen sofort ganz laut NEIN gesagt. Jetzt schlief sie aber eh noch und hatte auch nichts bemerkt.

Ihre Brille, die auf dem Tisch lag, habe ich mir anschließend auch noch zum Spielen geholt. Interessantes Drahtgestell, was sie da immer zum Arbeiten auf der Nase trägt. Habe tüchtig darauf herum gekaut, war geschmacklich aber nicht der Hit. Gerade als ich noch einen der Brillenbügel zwischen meinen Zähnen bearbeiten wollte, fiel ein Glas aus dem Teil und ausgerechnet jetzt wurde Frauchen wach. Oje!
Rasch habe ich mich auf die zerlegten Beuteteile gelegt bevor sie merkte, dass ich ihr Spekuliereisen kaputt gemacht hatte und lies Frauchen erst einmal ihr Drahtgestell suchen. Doch schon an meinem mega unschuldigen Blick und der inzwischen leeren Tüte von den Leckerchen, die ich noch in tausend Stücke zerfetzt hatte, hatte sie wohl erraten, dass ich Dummheiten gemacht hatte und wurde natürlich auch sofort fündig.

Besorgt schaute sie sich alle Teile von ihrer Brille an und prüfte, ob ich nicht etwas von den Brillenteilen verschluckt haben könnte und evtl. zum TA müsste. Dann erklärte sie mir, dass ich so etwas nie wieder machen dürfte, es sei viel zu gefährlich für mich, wenn ich darauf herumkauen und etwas verschlucken würde. Sie hoffte aber, dass der Optiker, zu dem sie die Brille gleich bringen müsste, alles wieder reparieren könne.
Was ist ein Optiker?

Schnell sammelte sie die vielen Schnipsel der zerlegten, leeren Tüte von den Leckerchen, die ich überall auf dem Teppich verteilt hatte auf, zog sich ihren Mantel an und sagte nur kurz zu mir, ich solle lieb sein und weg war sie.
Wenn sie sonst alleine fort geht, streichelt sie mich wenigstens vorher und sagt dann, dass sie einkaufen müsse und wenn ich brav wäre, würde sie mir auch ein Leckerchen mitbringen. Doch diesmal sagte sie das nicht, sie ging einfach. Ich war geschockt! Dabei hatte ich außer den Leckerchen, die in der Tüte waren, von ihrer Brille doch wirklich nichts verschluckt! Schuldbewusst aber auch etwas beleidigt, steuerte ich wartend mein Kuschelkissen an.

Irgendwann hörte ich dann wie ihr Brummbrumm wieder in die Garageneinfahrt fuhr. Schnell lief ich an die Haustür, wo ich durch das Glas in der Tür alles genau sehen kann und freute mich auf das Wiedersehen und auf ein Leckerchen was sie mir immer mitbringt. Doch sie brachte mir diesmal kein Leckerchen mit und gab mir danach auch keines mehr, so sehr ich sie auch mit meinem geübten Blick fragend und bittend anschaute.
Na ja, lange konnte sie meinem hypnotisierenden Knopfaugenblick dann aber doch nicht widerstehen. Bin doch auch ihr Goldschätzchen. Sagt sie jedenfalls immer.

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Was war das für eine Nacht. Draußen stürmte es heftig. Der Wind war so stark, dass er nicht nur junge Zweige aus den Bäumen riss und durch die Luft wirbelte. Hagel und Regen prasselte zudem laut rauschend vom Himmel. An Schlaf war kaum zu denken, denn es blitzte und donnerte zudem. Der April verabschiedete sich von seiner schlimmsten Seite.

Das immer wieder aufhellende grelle Licht der vielen Blitze, welches durch die heruntergelassenen  Rolladen am Fenster kroch und  worauf ein lauter Knall folgte, irritierte mich anfangs und ich versuchte es mit Knurren zu vertreiben. Alles erinnerte mich irgendwie an die Nacht, nachdem ich einen Tag vorher bei meinem Frauchen eingezogen war, wo bunte lustige Lichter in den Himmel flogen und es auch ständig knallte. Heute war es jedoch etwas anders und besonders laut. Angst hatte ich aber keine und auch mein Frauchen blieb ganz ruhig.
Irgendwann beruhigte sich das Wetter und es wurde wieder still. Ich kuschelte mich neben Frauchen in meine weiche Bettdecke und schlief ein.
Plötzlich wurde ich  durch merkwürdige Geräusche, die von Stimmen begleitet waren, wieder wach. Ich lauschte. Als sich alles wiederholte und noch Geräusche von einem großen Brummbrumm mit lauter Musik dazu kam, bin ich von meiner Bettdecke gesprungen und an die Haustür gerannt. Schließlich sagt Frauchen doch immer, dass ich gut auf unsere Hütte aufpassen soll. Habe ich gemacht! Habe an der Haustüre dann so heftig gebellt, dass es mein Frauchen nicht überhören konnte.
Natürlich war sie durch mein Bellen wach geworden und sofort aufgestanden. Sie lobte mich ganz toll, nahm mich auf ihren  Arm und zusammen lauschten wir nun, woher die merkwürdigen Geräusche kamen.
Dann fiel es Frauchen ein, heute war doch die Walpurgisnacht, die man auch Hexennacht nennt. Frauchen versuchte mich zu beruhigen und erklärte mir, dass es Im Rheinland Brauch sei, dass in dieser speziellen Nacht, junge Männer auf das Dach des Hauses ihrer Angebeteten klettern und der Liebsten einen mit bunten Bändern geschmückten Birkenbaum, einen Maibaum, in den dortigen Schornstein stellen, um so ihre Liebe nochmals zum Ausdruck zu bringen.
So war es dann auch.
Das junge Mädchen im Nachbarhaus hatte von ihrem Liebsten einen großen Maibaum in den Schornstein gesetzt bekommen, was ich natürlich gehört und gleich kräftig angeschlagen hatte. Frauchen war ganz stolz auf mich, weil ich so brav aufgepasst hatte. Zur Belohnung bekam ich noch einmal ein  großes Lob und natürlich ein redlich verdientes Leckerchen.

Damit der bunt geschmückte Maibaum aber nicht von jungen Liebhabern gestohlen wurde, die sich aus Bequemlichkeit der Schmuckstücke anderer bedienen, was immer wieder vorkommt, schoben Freunde nun vor dem Haus Wache. Ich aber konnte mich gar nicht beruhigen und bellte weiter, kannte ich diese fremden Stimmen doch nicht. Als man mich weiter so heftig bellen hörte, schalteten die jungen Wächter ihre Musik aus und unterhielten sich nur noch ganz leise. So konnten auch wir uns wieder beruhigt in Richtung unseres Schlafgemaches begeben und unseren unterbrochenen "Federball" fortsetzen.

Am nächsten Morgen, die Sonne stand nach dem nächtlichen Unwetter jetzt wärmend am fast wolkenlosen Himmel, fand ich auf der Wiese einen großen Ast mit nur wenigen Blättern, den der starke Wind in der Nacht von einem Eichenbaum gerissen hatte. Er sah zwar arg zerzaust aus aber was soll`s. Mit aller Kraft zog ich ihn auf die Terrasse, um ihn anschließend Frauchen in die Küche zu bringen.
Meinem Frauchen fiel vor Lachen bald der Kaffee aus dem Gesicht als sie sah, wie sehr ich mich abmühte das große Astgerippe in die Küche zu zerren. Sie freute sich aber dennoch, dass ich für sie auch einen „Maibaum“ besorgt hatte und bedankte sich mit einem dicken Küsschen bei mir, welches sich durch ihren Lippenstift unübersehbar auf meinen Nasenrücken verewigte.
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Viele Besucher von „PUDELWEB“ konnten unsere Website und somit auch "Mein Tagebuch" über längere Zeit nicht erreichen. Egal mit welchem Browser man es versuchte, es gab stets eine Fehlermeldung und auch den Hinweis, dass es ein Problem mit dem Sicherheitszertifikat der Website gebe. Es wurde sogar empfohlen, die Website zu schließen und nicht zu dieser Website zu wechseln.
Fakt aber ist/war, dass sich der Server, bei dem „PUDELWEB“ gehostet ist, einer Erneuerung unterzogen hat. Da es leider dazu keine vorherigen Infos gegeben hatte, waren wir von den Maßnahmen selbst überrascht!

Für die ungewöhnlich lang andauernde Unannehmlichkeit, woran mein Frauchen und ich völlig unschuldig sind/waren, möchten wir uns entschuldigen.
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Was ist eigentlich ein Schlammferkel? Kann mir das bitte einmal jemand erklären? Frauchen hat  mich nämlich so genannt. Meinte die doch auch noch, meine immer so gepflegte Mama Clarice, hätte bestimmt der Schlag getroffen, wenn sie mich so gesehen hätte.
Aber der Reihe nach.

Eigentlich wollte Frauchen mit mir und Freunden eine kleine Schiffstour machen. Einfach mal wieder so, mit dem Bötchen über den Rhein schippern, das rheinische Panorama vom Wasser aus genießen, sich an diesem schönen Tag die frische Rheinbrise um die Nase wehen lassen und dabei einen leckeren Gerstensaft trinken. Im Anschluss, so war angedacht, wollten Frauchen und ihre Freunde, die ihren Filou, einen schwarz gefleckten kurzhaarigen Mix mitgebracht hatten, in einer bekannten Location am nahegelegenen Rheinufer, mit uns noch etwas schlemmen gehen.

Schnell noch eine Tasse Kaffee für die Zweibeiner und für uns einen frischen Kraneberger, bevor wir alle zusammen mit dem Brummbrumm starteten.
Nach einem nicht enden wollenden langen Stau endlich am Rhein angekommen, steuerten wir erst einmal eine langgestreckte große Wiese an, die fern ab vom motorisierten Verkehr nicht nur bei den Hundefreunden sehr beliebt ist. So konnten Filou und ich uns vor der Fahrt mit dem Bötchen noch etwas lösen.

Filou durfte frei neben seinen Zweibeinern laufen, mich aber hielt mein Frauchen an der Schleppleine unter Kontrolle.
Auf einer Bank, die im Grün am seichten Wasser zum Relaxen einlud, machten es sich unsere Zweibeiner bequem, hielten ein Schwätzchen und lauschten der vielen Vogelstimmen, die in den abgelegenen Bäumen ihr zwitscherndes Konzert abhielten. Filou und ich legten uns brav zu Füßen unserer Zweibeiner auf das weiche, so herrlich duftende Gras dieser Wiese. Plötzlich aber düste Filou los und ab zum breiten steinigen Uferrand direkt in die Rheinbrühe, deren Wellen sich  sacht plätschernd an den Ufersteinen brachen. Ich natürlich sofort hinterher. So weit wie Filou, kam ich durch die Schleppleine allerdings nicht, hatte aber dennoch freien Matschlauf. Die Rückrufe unserer Zweibeiner beflügelten uns dann aber gehorsam und schnell wieder die Kehrtwende zu machen.
Während Filou nach dem kurzen Bad nur zwei- bis dreimal kräftig seinen Schüttelturbo anwerfen musste, um Fontänen von Wasser um sich zu werfen und danach fast wieder wie neu aussah, sah ich sprichwörtlich wie ein begossener Pudel aus, der gerade einem Moorbad entsprungen war. 
Bis zur Brust eingematscht und immer wieder schüttelnd, weil auch noch mit kleinen Algen und schmierigen Teilchen behaftet, die mein weißes Beinkleid grün-schwarz dekorierten, begab ich mich ebenfalls brav in Richtung meines Frauchens. Natürlich war sie von meinem Anblick "hellauf begeistert", konnte sich aber dennoch das Lachen nicht verkneifen, als sie mich in dieser bunten Feuchtverkleidung sah. Nur gut, dass sie wie immer ihre halbe Aussteuer im Gepäck hatte und mich sofort tüchtig trocken rubbeln konnte.
Zugegeben, wie ein edler weißer Zwergpudel sah ich jetzt nicht mehr aus und Frauchen bezeichnete mich auch noch als kleines Schlammferkel. Egal, Spaß gemacht hat es trotzdem!

Zum Glück waren die Tickets für die Rundfahrt mit dem Bötchen noch nicht gekauft, denn so hätte uns der Kapitän mit Rücksicht auf die anderen Passagiere und sein edles Mobiliar, wohl sowieso nicht mehr mitgenommen.
Ach ja, aus der angedachten Schlemmerei in der schönen Location am Rhein, wurde dann auch nichts mehr und endete letztlich im schlichten Außenbereich einer simplen Frittenhütte. Und ich landete wenig später zu Hause mal wieder in der Abteilung für Shampoo und Conditioner unseres häuslichen Wellnessbereiches.

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Der Morgen war noch recht frisch, als wir zur ersten Gassirunde aufbrachen. Nach der Vorhersage der Wetterfrösche zu urteilen sollte es aber ein schöner, warmer Tag werden. Am Nachmittag, so hatte Frauchen mir erzählt, wollte uns mein Bruder mit seinen Zweibeinern besuchen. Zusammen wollten sie etwas im Garten werkeln. Gespannt wartete ich an der Haustür bis sie kamen.

Natürlich halfen mein Bruder und ich später kräftig bei der Gartenarbeit mit, stribitzten alles was uns vor die Schnauze kam und standen überall dort im Weg, wo man uns gerade nicht gebrauchen konnte. Durchkämmten die Büsche und Sträucher, verbellten die Karnickel, die sich heute mal im Garten der Nachbarn niedergelassen hatten und schmückten unser Haarkleid nicht nur mit klebrigen Blüten. Wir sagten dem Rasenmäher den Kampf an, rannten voller Lebensfreude über das Grundstück und ruhten uns ab und zu in einer der Beete oder unter den Tannen aus. Wälzten uns dann auf dem frisch gemähten Rasen, um uns anschließend im Haus kräftig zu schütteln und den Napf mit dem Kraneberger leer zu schlabbern. So hatten wir stundenlang unseren Spaß und sahen hinterher entsprechend aus. War aber nicht nur uns egal!

Ein paar Püppchen, die jetzt wieder reif für die Waschmaschine waren, hatten wir schon durch die Beete und Büsche geschleift und zu braun verstaubten Plüschmännchen verarbeitet, als mein Bruder plötzlich mit meinem frisch gewaschenen rosa Affen in Richtung der Terrasse wegrannte. Ich natürlich sofort hinterher. Leider bekam ich auf der Terrasse dann die Kurve nicht und riss mit lautem Getöse eine gerade frisch bepflanzte Blumenschale, die auf einem kleinen breiten Sockel stand, um. Die rächte sich sogleich und machte samt ihrer neuen Erdbekleidung den Abflug in meine Richtung, direkt auf mich zu. Aua, aua, das tat weh!!!
Hinkend und jammernd lief ich zu meinem Frauchen, die erschrocken gleich alles fallen gelassen hatte, um zu mir zu eilen. Tröstend nahm sie mich auf ihren Arm und schaute nach, ob und wo ich mich verletzt haben könnte. War aber nichts zu sehen und zu fühlen. Die Schale hatte mich wohl nur etwas an der Pfote gestreift und ich hatte mich dadurch furchtbar erschrocken.

Der Schreck saß mir immer noch tief in den Gliedern. Wehleidig kuschelte ich mich weiter in Frauchens Arm und ließ mich trösten und liebkosen. Mein Bruder, der sich ebenso erschrocken hatte, kuschelte sich gleich mit ein. Plötzlich rückte er aber ab und ich sah, dass er mir meinen Kauknochen, den ich in meiner Plüschhöhle versteckt hatte, klaute. Nein, so ging das nicht, das war mein Knochen! Warum musste er sich meinen Kauknochen klauen? Er hatte doch auch einen bekommen! Schnell sprang ich von Frauchens Schoß, nahm ihm meinen Kauknochen wieder ab und brachte ihn in Sicherheit.
Dabei hatte ich ganz vergessen, dass ich mir doch gerade noch wehgetan hatte. Egal, tat ja nichts mehr weh, wird eben erst
wieder etwas gehinkt und gejammert, wenn Frauchen mich voll im Blick hat und beobachtet. Dafür war aber jetzt keine Zeit mehr, denn mein Bruder hatte schon wieder meinen rosa Affen in der Schnauze und rannte damit weg. So spielten und rannten wir zur Freude unserer Zweibeiner bis in die Abendstunden. Hinterher waren wir beide so platt, dass wir nur noch schlafen wollten. Sind doch auch erst knapp sieben Monate alt.
© RH
 
 


 

Meine Zweibeinmama ist mal wieder ohne mich abgehauen. Angeblich müsste sie einkaufen und da könnte sie mich nicht mitnehmen. Ich solle brav sein, sie würde mir auch ein Leckerchen mitbringen.

Bin gespannt, was sie mir mitbringt oder welche Ausreden sie wieder hat. Die verspricht mir nämlich schon seit zwei Wochen ein Stück frischen Ochsenschwanz mitzubringen. Und mit was kam sie auch diesmal wieder an?!
Mit Tatar und einer Scheibe Leberwurst.
Angeblich hätte sie den Ochsenschwanz, den sie schon lange bestellt habe, wieder nicht bekommen. Kann sie mir doch nicht mehr erzählen! Wo lässt Frauchen eigentlich arbeiten? Oder ist vielleicht wieder Monatsende?
Na ja, so frischer Tatar und darauf noch ein Eigelb, ist als Mitbringsel auch nicht zu verachten, dafür lasse ich sogar die Leberwurst liegen. Man ist doch schließlich nicht anspruchsvoll und frisst eben was kommt - oder auch nicht.

In der Zeit, wo Frauchen unterwegs war, musste ich mich wieder mit so einem harten Ding zum Kauen, so einem Milchzahnkiller, begnügen. Wenn die wüsste wie langweilig das ist, ewig auf dem harten Zeug herumzukauen. So ein frisches Stück vom Ochsenschwanz wäre mir wirklich lieber gewesen!
Davon nage ich nämlich immer erst ganz genussvoll das Fleisch ab und wenn das weg ist, kommt der leckere Knorpel dran, der so herrlich knackt.
So ein abgenagtes Stück Ochsenschwanzgerippe musste ich aber auch schon oft verstecken, sonst wäre es Frauchen hinterher gelaufen und im Mülleimer verschwunden. Dabei stinkt das gar nicht. Nun ja zugegeben, wenn ich es gründlich bearbeitet habe, sieht so ein abgekautes Gerüst nicht mehr schön aus. Welcher Genuss das aber trotzdem ist, davon haben Zweibeiner eh keine Ahnung. Schon oft musste ich mir daher ein Versteck ausdenken. Allerdings war das Sofakissen dabei nicht immer der idealste Ort.

Kein Stück vom Ochsenschwanz und immer nur dieses blöde harte Zeugs, mir war soooo langweilig! Habe dann mal den Rand vom Teppich näher untersucht und so lange daran herumgekatscht, bis ich den durch hatte und lange Fäden ziehen konnte. Habe mir dabei richtig Mühe gegeben. Hat auch toll Spaß gemacht und dabei war es mir dann gar nicht mehr langweilig. Nur die vielen Wollflusen schmeckten nicht, die habe ich mir aber einfach aus der Schnauze geschüttelt und ausgespuckt. Leider lagen die dann überall herum.
Als Frauchen heim kam hat sie sich gleich über die vielen Flusen gewundert, die überall verstreut lagen und zudem noch in meinem Kronenhaar gelandet waren. Bei so einem weißen Haarkleid, wie ich es trage, fällt das eben auf. Natürlich hatte sie sofort gesehen, was ich angestellt hatte. Nun ja, das eingekatschte Loch am Teppichrand war auch nicht zu übersehen. Habe aber gleich den "ICH WAR DAS NICHT" Blick aufgesetzt und Schlabberküsschen gegeben. Klappt immer! Ein schlechtes Gewissen hatte ich trotzdem und das sah Frauchen mir wohl auch an.
Ist sie aber doch alles selbst schuld, warum fährt sie ohne mich zum Einkaufen und bringt mir dann noch nicht einmal ein Stück vom frischen Ochsenschwanz mit! - Oder seid ihr anderer Meinung?

© RH

 


 
Den grünen Pin, der da neben meinem Lieblingsplatz im Beet einsam und allein aus der Erde wuchs und über den sich meine Zweibeinmama so freute, hatte ich schon länger beobachtet. Dann kamen noch grüne Blättchen dazu, die ich vorher nie gesehen hatte.

Fortan gab Frauchen diesem exotischen Pin kleine Körnchen zu fressen, er sollte groß und stark werden. Auch zu trinken bekam er täglich, denn die Erde war durch die anhaltende Hitze  viel zu trocken. Weil ich aber die etwas weiter stehenden und noch vorhandenen alten Mutterstümpfe des Vorjahres, welche nach gematschter Banane schmeckten, schon kräftig malträtiert und auseinandergerissen hatte, hatte Frauchen mir nun streng verboten dort zu buddeln.
Na ja, labberige alte Bananenstümpfe mag ich sowieso nicht und wenn schon Banane, dann nur als Smoothie mit Milch oder Scheibchen umwickelt mit Hühnerfleisch und dann nur getrocknet. Neulich hat mir Frauchen aber mal ein kleines Pudeleis gemacht. Dazu hatte sie zuerst Banane, Joghurt und Honig im Mixer gemischt. Anschließend alles auf ein kleines Formbrettchen gegeben und eingefroren. Bei der Hitze war so ein kleines Bananen-Eiskügelchen natürlich richtig lecker.

Den Pin habe ich mir dann immer wieder nur brav angeschaut, schließlich stand ich nicht nur von der Terrasse aus ständig unter Beobachtung. Doch dann kam der große stark anhaltende Regen, wodurch die Erde ganz weich und hinterher überall ganz viel anderes grünes Zeugs aus dem Boden kam, was da nicht hingehörte und herausgerupft wurde.
Warum aber hatte meine Zweibeinmama verboten genau dort zu buddeln?  Was war das denn für ein geheimnisvoller grüner Pin?
Da es aber verboten war dort zu buddeln, reizte es mich umso mehr dort einmal ein Loch zu graben, denn ich wollte  unbedingt herausfinden, warum es verboten war.

Mit meinen schnellen Pfoten war es nach dem Regen dann auch nicht schwer die nasse Erde, die gleich überall hinflog, großflächig und tief zu beseitigen. Hatte mir dabei so viel Mühe gegeben, dass ich jetzt selbst wie ein nasser Erdklumpen aussah. Blöd nur, dass Frauchens Argusaugen mich mal wieder bei meiner intensiven Arbeit erwischten. Hatte dem komischen Pin aber nichts getan! Nun ja, durch meine Buddelaktion konnten man zwar jetzt deutlich seine unteren Beine sehen, mehr aber auch nicht. Das ich dabei versehentlich alle seine jungen Blätter mit abgerissen hatte, dafür konnte ich doch nichts. Ist einfach so passiert!
Bevor Frauchen aber traurig wurde, bin ich gleich zu ihr gelaufen, bin immer wieder freudig an ihr hochgesprungen und habe mich ganz lieb entschuldigt. Geschimpft hat sie mit mir dann auch nicht. Warum auch, der Pin, der jetzt zwar etwas schräg stand, war doch noch da und nach meiner so liebevollen Entschuldigung sah sie jetzt selbst ziemlich dreckig und mit ganz viel nasser Erde beschmiert aus.

Das große Loch, was ich an dem grünen Pin erarbeitet hatte, machte sie schnell wieder zu und hoffte, dass er meine Attacke überlebt hatte. Zur Sicherheit sperrte sie ihn jetzt hinter Gitter. Auch hoffte sie, dass das er wieder gesund und so groß, wie sein Vorgänger hier auf diesem Foto werden würde. Natürlich verbot sie mir erneut noch einmal dort zu buddeln.

Nachdem ich am Abend gerade mein Barf verschlungen hatte und Frauchen selbst bei Tisch saß, juckte es mir wieder in den Pfoten. Sehr vorteilhaft war für mich, dass durch die Wärme der letzten Tage, die auch ins Haus gekrochen war, immer noch alle Türen zum Garten weit offen standen. Diese Gelegenheit musste ich nutzen. Über das Drahtgitter, womit Frauchen den Pin jetzt eingesperrt hatte kam ich nicht, es war alles festgezurrt und stand mir für meine neue Buddelaktion zudem ständig im Weg. Also versuchte ich direkt vor dem Drahtgitter ein neues Loch in die frische Erde zu graben. Ich hatte gerade meine schnellen Pfoten wieder in Betrieb gesetzt und eine beachtliches Fläche unterhöhlt, als Frauchen plötzlich neben mir stand. Erschrocken ergriff ich die Flucht, direkt in die häusliche Behausung. Erst als sie meinen „Bergbau“ erneut wieder zuschüttete, traute ich mich langsam wieder da heraus und schaute ihr jetzt, wenn auch mit schlechtem Gewissen und aus gebührendem Abstand, bei ihrer Arbeit zu.

Natürlich war Frauchen über meinen erneuten gärtnerischen "Höhlenbau" not amused. Schnell schloss sie alle Türen, nahm mich auf ihren Arm und flüsterte mir knuddelnd ins Ohr: "Du kleiner Frechdachs."
© RH